Die Mobilitätswende beginnt im Alltag: Wie jede*r Einzelne einen Beitrag leisten kann

Dank meines Arbeitgebers konnte ich mir ein tolles Fahrrad leasen und nun fahre ich vermehrt mit dem Rad und der Bahn zur Arbeit. Dabei habe ich festgestellt, dass es nicht nur umweltfreundlicher ist, sondern auch sehr entspannend sein kann. Doch leider gibt es auch Engpässe im öffentlichen Nahverkehr. Gerade jetzt, wo das neue Deutschlandticket eingeführt wird, finde ich es schade, dass die Nordwestbahn auf meiner Strecke den Fahrplan ausdünnen muss. Ich bin jedoch weiterhin motiviert, meinen Teil zu einer besseren Mobilität beizutragen und hoffe darauf, dass es auch in Zukunft möglich sein wird, mit Fahrrad und Deutschlandticket eine Mobilitätswende zu realisieren.

Vergangenes Jahr habe ich mir ein neues Rad gegönnt. Ein Riese & Müller Charger4 GT vario. Heißes Teil. Nach einer sehr umfangreichen Beratung bei meinem örtlichen Fahrradladen Zweirad Hoogendoorn in Jaderberg (ich verlinke ihn hier und bekomme keinen Cent dafür!), inklusive Bodyscan und Popometer, habe ich zugeschlagen. Zugegeben, das Fahrrad habe ich geleast. Dank der Möglichkeit eines Jobrades über meinen Arbeitgeber kann ich mir diesen Luxus gönnen – schließlich liege ich bei fast 6.500 € für Rad und Zubehör. Jobrad ist da tatsächlich ne ganz gute Möglichkeit.

Aber ich habe das nicht aus Jux gemacht. Ich wollte mein eigenes Mobilitätsverhalten ändern. Ins Büro nach Oldenburg mit Rad und Bahn, im Ort das Auto stehen lassen und auch für andere Dinge einfach mal aufs Rad ausweichen. Der Dezember ist dafür wahrlich nicht der beste Startmonat, aber welcher Monat ist es schon?
Also gesagt getan. Die Nordwestbahn hat im Dezember dann auch extra den Bahnverkehr zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven gestärkt, so dass Züge jetzt halbstündig fahren. Ideal, wenn man die Kinder um 8 Uhr zum Kindergarten bringt und dann um ca. 8.30 Uhr mit dem Zug nach Oldenburg fährt.

Zeitaufwand?

Wenn ich um 8.30 Uhr fahre bin ich um kurz nach 9 Uhr im Büro. Fahre ich um 8.30 Uhr Auto, bin ich meist später da. Berufsverkehr.
Fahre ich früher oder später, dauert es mit dem Auto irgendwas zwischen 20 und 25 Minuten. Bahn und Rad also knapp die doppelte Zeit.

So what.

Dafür bewege ich mich. Ich schone die Umwelt und ja, es ist wirklich entspannter als Auto fahren. Arbeiten auf der kurzen Strecke mache ich in der Bahn nicht – vielleicht mal Protonet checken (unser Kollaborationstool). Auch sonst mache ich meistens gar nichts als einfach mal aus dem Fenster zu schauen. Keine Musik, keine AirPods, kein Buch. Einfach nur rausgucken. Kaum vorstellbar in der heutigen Zeit.

Gerade gibt es Bauarbeiten auf der Strecke. Der Zug fährt nur noch stündlich. Also gegen 8 Uhr und dann erst wieder um 9 Uhr. 8 Uhr schaffe ich nicht wegen der Kinder und 9 Uhr ist echt spät. Aber es sollte eine Ausnahme bleiben. Dachte ich.

Vor ein paar Tagen kündigte die Nordwestbahn eine Ausdünnung des Fahrplans auf dieser Strecke an. Fachkräftemangel.

Pünktlich zum Start des Deutschlandtickets also weniger Züge!? Ist doch das Deutschlandticket für Menschen wie mich eine echte Möglichkeit das Pendeln mit dem ÖPNV attraktiv zu machen.

Aktuell zahle ich 7,60 € am Tag für die Hin- und Rückfahrt. Dazu kommen 2,10 € fürs Rad.
Ein Monatsticket lohnt sich schlicht nicht, wenn man nicht regelmäßig fährt. Erst im Jahresabo – aber wer schließt das ab, wenn ein Deutschlandticket kommt? Ich beiße also in den Apfel und nutze seit Dezember genau das – immer schauen wie es passt und dann Einzeltickets kaufen.

Ab Mai dann 49 € + knapp 30 € fürs Rad (oder Fahrrad tagesabhängig buchen). Aber mal angenommen es sind genau die 80 € im Monat mit denen ich bequem zwischen Wohnort und Arbeitsort pendeln kann und mein Rad dabei habe? Ey dafür kann man vermutlich nichtmal ne Woche Auto fahren. Und ja, Diesel-Dieter verbraucht nur 4 Liter auf 100 KM, aber sicher nicht auf der Strecke. Und selbst wenn, was ist eigentlich mit Abschreibung, Versicherung und Steuern? Vom TÜV und anderen Quälereien mal ganz zu schweigen – kennt ihr Vollkostenrechnungen?

80 € sind mächtig gut.

Und in Verbindung mit nem Jobrad und flexiblen Arbeitszeiten wirklich ein Traum. Ich freue mich drauf – wenn die Nordwestbahn nicht zu viel ausdünnt bzw. dünnen muss.
Bei jeder Engstelle im Fahrplan bin ich darauf angewiesen mit dem Auto zu fahren und solange tun wir uns vermutlich schwer das zweite Auto zu verkaufen, während hier aber die meiste Zeit zwei Autos ungenutzt rumstehen.

Es ist also kompliziert. Aber ich bin gewillt meinen Teil beizutragen zu einem Wandel der längst überfällig ist. Mit Unterstützung wie Jobrad, Deutschlandticket und einem Ausbau des ÖPNV.


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